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Published on Januar 29th, 2014 | by Manuel Simbürger

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How your mother met me

Die Zeit vergeht halt schon so rasend schnell. Ich selbst merke das a) wenn nach 2 Wochen schon wieder Weihnachten ist und b) wenn Grey’s Anatomy sich schon im 10. Jahr befindet. Oder Supernatural. Oder The Big Bang Theory (naja, so ungefähr). Oder wenn von HIMYM die bereits 200. Folge über den Bildschirm flimmert. So geschehen in den USA am 27.1. Und da denkt man sich schon: War das nicht erst gestern, als mein Leben das erste Mal legendary wurde, ich meinen bro fand, ich mit Marshmallow gekuschelt und „Let’s go to the mall“ lauthals gesungen hab?! Hm. Anscheinend ist’s doch schon ein paar Jahre her. Oder auch 9.

HIMYM, sowieso nicht arm an kreativen Ideen, ließ sich für die Jubiiläumsfolge „How your mother met me“ etwas ganz Besonderes einfallen: Endlich stand die „Mutter“ (den Namen kennen wir immer noch nicht) im Mittelpunkt. Wurde fast auch Zeit, schließlich soll die aktuelle letzte Staffel ja eigentlich ihre sein. Dafür war sie bisher eigentlich überraschend im Hintergrund, bis auf wenige Ausnahmen. Also durfte sie in der Jubiläumsfolge so richtig auftrumpfen und ihre Geschichte erzählen. Also so ungefähr. Die letzten 9 Jahre wurden aus Sicht der „Mutter“ erzählt. Wir erfahren, dass ihre große Liebe starb, dass auch sie mit ihren Freunden in einem McLarens-Pub abhängt (anstatt zu arbeiten) und wie viele gemeinsame Interessen Ted und sie nicht haben. Das ist zum einen dramatisch, manchmal lustig, manchmal rührend, vor allem aber ergibt die Serie einmal mehr ein großes rundes Bild. Storyplots ergänzen sich perfekt und man mag fast glauben, Craig und Thomas hätten von der ersten Episode an die kommenden neun Jahre minutiös geplant (haben sie nicht). Sogar die Titelfrequenz wurde geändert. Und Rachel Bilson und der Naked Man ließen sich auch wieder mal blicken. Passt also alles.

Nur: der Funke zwischen mir und der „Mutter“ ist immer noch nicht so ganz übergesprungen. Zu perfekt ist sie, zu wenig Ecken und Kanten, zu blass im Vergleich zu Barney, Robin & Co.  Das merkt man auch der Episode selbst an: Zwar durchaus gelungen, hinterlässt sie aber nicht den bleibenden Eindruck, den man sich von solch einer Jubiläumsfolge erwartet. Das Gag-Feuerwerk blieb aus, dafür kam die Folge eher leise und melancholisch daher. Ob das zu solch einer wichtigen Folge einer Sitcom passt, darf und muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich persönlich finde es immer wieder mutig, wenn HIMYM als Sitcom auch traurige Töne anschlägt – hier gab’s einige der besten und berührendsten Momente. Nachdem aber auch die vorherige Folge „Unpause“ schon dramatische Töne anschlug, wäre als Jubiläum vielleicht doch schenkelklopfende 20 Minuten besser gewesen.

Cristin Milioti schlägt sich wacker, sieht aber zu irritierend Alyson Hannigan ähnlich und besitzt auch nicht das Comedy-Timing ihrer KollegInnen. Erst in der letzten Minute von „How your mother met me“ baute ich das erste Mal seit 16 Episoden eine Verbindung zur „Mutter“ auf: Ihre Darbietung von „La vie en rose“ rührte nicht nur zu Tränen, sondern fügte sich auch mühelos in die Story ein und spiegelte die derzeitige Situation der Figuren perfekt wider: sie alle blicken in eine ungewisse Zukunft, befinden sich an einem Punkt, an der sie weder vor noch zurück können, sie alle müssen ihre Prinzipien überdenken.

Und genau das ist es, was mich an HIMYM derzeit am meisten fasziniert. Nicht die „Mutter“ und nicht Ted. Sondern die Ausnahmesituationen, in denen sich Barney und Co. befinden. In „Unpause“ lieferten Marshall und besonders Lily eine der beeindruckendsten Szenen der letzten Staffeln ab. Dass Marshall Lilys Trip nach San Francisco vor fast neun Jahren erbarmungslos in den Streit einbringt, schockiert nicht nur, sondern ist gleichzeitig auch nachvollziehbar. Und auch wenn ich mich wiederhole: Alyson Hannigan ist immer dann am besten, wenn man ihr die Bühne bietet, aus ihrer oft unscheinbaren Rolle auszubrechen und wenn sie Ecken und Kanten zeigen darf. Hannigan gelang es, die innere Zerrissenheit Lilys auch den Zuschauern spürbar zu machen, dabei aber gekonnt die Waage zu halten zwischen Opfer- und Täterrolle. Kudos.

Klar, dass Barney so kurz vor der Hochzeit abhaut, das ist ein gelungener Cliffhanger. Mashall und Lily sind aber der wahre Grund, wieso ich die nächste Folge nicht erwarten kann.

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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