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Published on April 12th, 2014 | by Manuel Simbürger

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Queere Vampire: Dekonstruktion von Heteronormativität in Buffy the Vampire Slayer

Manchmal muss man halt auch sich selbst in den Mittelpunkt stellen. Das mag vielleicht egozentrisch sein, aber who cares – hin und wieder braucht man das halt.

Deshalb möchte ich an dieser Stelle allen geneigten LeserInnen meine Diplomarbeit über die grenzgeniale, grenzen-überschreitende und sowieso superduper tolle Serie Buffy the Vampire Slayer nicht vorenthalten. Oder besser: die (fast) erste Rezension meiner Diplomarbeit, die QWIEN, das Wiener Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte, verfasst hat. Und die ist auch superduper toll und sehr großzügig geworden. Und deshalb bin ich stolz! Danke an Philipp Braun und Andreas Brunner!

“Queere Vampire”

Queere Theorie auf Vampire in einer populären Fernsehserie angewandt, zeitigt spannende Ergebnisse, wie Philipp Baun meint, der die Diplomarbeit von Manuel Simbürger über Untoten in Buffy gelesen hat.

Die Fernsehserie Buffy – Im Bann der Dämonen zählt seit der Erstausstrahlung im Jahre 1997 zu den meistdiskutierten Serien der jüngeren amerikanischen Fernsehgeschichte. Mit ihren komplexen Charakteren und dem Fokus auf Übernatürliches und Paranormales hat sie die Fernsehlandschaft nachhaltig beeinflusst und viele thematisch ähnliche Serien inspiriert und hat auch noch heute, mehr als 10 Jahre nach der letzten Ausstrahlung, eine breite Fanbase. Auch in akademischen Kreisen werden manche Folgen der Serie (die immer zwischen hochkomplexen und sehr einfachen, dem Trash sehr nahe stehenden, Episoden schwankt) intensiv rezensiert.

Mit seiner Diplomarbeit Queer-Reading – Dekonstruktion von Heteronormativität in Buffy the Vampire Slayer widmet sich Manuel Simbürger dem Blickwinkel des Queer Readings in Bezug auf Buffy. Mit lesbischen Beziehungen und einem auch sonst starken homosexuellen Subtext wird die Serie oft in einem queeren Kontext interpretiert.
Dabei gibt Simbürger zunächst einen Überblick über die Wurzeln und verschiedenen Theoretiker des Begriffes Queer und des Queer Reading bevor er, darauf aufbauend, die Queer Theory erläutert und die Geschichte eben jener darstellt. Dabei zeichnet er die Entwicklung der Homosexuellenbewegung( vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika ), von der Homophilenbewegung bis zur AIDS-Krise und dem damit wachsenden Engagement politischer Gruppen mit queerem Hintergrund, nach.
Dabei beschäftigt er sich auch mit Jacques Derrida, Michel Foucault, Teresa de Lauretis und Judith Butler, einigen der wichtigsten TheoretikerInnen der Queer Theory.
Des Weiteren umreißt er auch das, schon im Titel anklingende, Konzept der Heteronormativität und dessen Dekonstruktion durch die Queer Theory und erklärt damit den Ansatz des Queer Reading. Dabei erklärt er weitere Interpretationsansätze wie das „homoerotische Dreieck“ von Eve Sedgwick und Paul de Mans These von der Unlesbarkeit eines Textes.

An diesen sehr theoretischen Teil schließt sich eine umfangreiche, praktische Anwendung der Theorie an, die das Konzept auch für Neulinge der Queer Theory leichter verständlich macht. Mit einer Betrachtung der Charaktere und einzelner Episoden und Szenen aus Buffy illustriert Simbürger sehr genau die Hauptaussagen der Queer Theory. Dabei geht er auf das lesbische Begehren des Hauptcharakters Willow (gespielt von Alyson Hannigan) ein und beleuchtet deren Entwicklung innerhalb der Serie von einem schüchternen, jungen Mädchen zu einer selbstbewussten, lesbischen Frau. Auch die Beziehung zwischen Spike, Angel und Drusilla wird mithilfe des „homoerotischen Dreiecks“ von Eve Sedgwick aufgedröselt und näher betrachtet. Damit liefert er eine sehr anschauliche Anwendung von Queer Reading. Auch weitere Aspekte der Serie interpretiert Simbürger anhand der Queer Theory und schafft so, auch für Fans der Serie, einen neuen Blick auf den Subtext von Buffy.

Damit lohnt sich die Lektüre sowohl für Neulinge der Queer Theory, die sich einen Überblick über den Begriff Queer machen wollen, als auch für Leser die mit der Theorie schon vertraut sind und sich mit einem moderneren Beispiel für queeres Lesen (oder Schauen) beschäftigen wollen. Dabei ist es auch nicht nötig die Serie Buffy zu kennen, da Simbürger einen Abriss über den Inhalt der Serie liefert. Für ein tieferes Verständnis (und durchaus auch zum eigenen Vergnügen) lohnt es sich aber auf jeden Fall, sich zumindest einige der im Buch genannten Schlüsselepisoden anzuschauen.

Manuel Simbürger: Queer Reading – Dekonstruktion von Heteronormativität in Buffy the Vampire Slayer. München AVM 2010

Den Link zum Artikel gibt’s hier: http://www.qwien.at/?p=3281

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(Nur das mit den Trash-Episoden müssen wir noch mal besprechen!)

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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