Published on August 26th, 2014 | by Manuel Simbürger
0Something borrowed, something blue, something old, something new: Emmys 2014
Wieso ich diesen Titel gewählt hab, liegt vor allem daran, weil ich in letzter Zeit vermehrt diesen Song gehört hab, was reiner Zufall war, übrigens. Aber: Irgendwie passt’s ja auch zur gestrigen 66. Emmy-Verleihung.
Old war nämlich ziemlich viel. Eigentlich alles.
New war dann eigentlich nix, außer vielleicht der allererste Kuss zwischen Bryan Cranston und Julia Louis-Dreyfus (ich muss jedesmal nachschauen, wie man die jetzt genau schreibt).
Blue (“Traurig”, nicht “blau”) war der Zuschauer, weil die Verleihung der qualitativen Diversität der aktuellen TV-Landschaft so gar nicht gerecht wurde.
Und borrowed war wiedermal Sofia Vergaras Rubens-Silhouette. Was wiederum old war.
Aber nun erstmal alle Gewinner der 66. Emmy-Verleihung 2014:
Kategorie | Gewinner/in |
Hauptdarsteller, Comedy-Serie | Jim Parsons, “The Big Bang Theory” |
Hauptdarstellerin, Comedy-Serie | Julia Louis-Dreyfus, “Veep” |
Nebendarsteller, Comedy-Serie | Ty Burrell, “Modern Family” |
Nebendarstellerin, Comedy-Serie | Allison Janney, “Mom” |
Drehbuch, Comedy-Serie | Louis C. K., “Louie” |
Regie, Comedy-Serie | Gail Mancuso, “Modern Family” |
Hauptdarsteller, Miniserie oder Spielfilm | Benedict Cumberbatch, “Sherlock: His Last Vow” |
Hauptdarstellerin, Miniserie oder Spielfilm | Jessica Lange, “American Horror Story: Coven” |
Nebendarsteller, Miniserie oder Spielfilm | Martin Freeman, “Sherlock: His Last Vow” |
Nebendarstellerin, Miniserie oder Spielfilm | Kathy Bates, “American Horror Story: Coven” |
Drehbuch, Miniserie oder Spielfilm | Stephen Moffat, “Sherlock: His Last Vow” |
Regie, Miniserie oder Spielfilm | Adam Bernstein, “Fargo” |
Hauptdarsteller, TV-Serie | Bryan Cranston, “Breaking Bad” |
Hauptdarstellerin, TV-Serie | Julianna Margulies, “The Good Wife” |
Nebendarsteller, TV-Serie | Aaron Paul, “Breaking Bad” |
Nebendarstellerin, TV-Serie | Anna Gunn, “Breaking Bad” |
Drehbuch, TV-Serie | Moira Walley-Beckett, “Breaking Bad” |
Regie, TV-Serie | Cary Joji Fukunaga, “True Detective” |
Regie, Unterhaltungsshow | Glenn Weiss, “67th Annual Tony Awards” |
Beste Unterhaltungsshow | “The Colbert Report” |
Beste Comedy-Serie | “Modern Family” |
Beste Miniserie | “Fargo” |
Bester Spielfilm | “The Normal Heart” |
Beste Spielshow | “The Amazing Race” |
Beste Reality-Show | “Shark Tank” |
Beste TV-Serie | “Breaking Bad” |
Quelle: AP |
Fällt was auf? Genau! Die Gewinner, zumindest in den wichtigsten Kategorien, sind dieselben wie schon die Jahre zuvor. Jim Parsons wurde schon wieder (zum vierten Mal in Folge) zum witzigsten Dude im TV gewählt, was ich extrem übertrieben finde. Julianne Margulies bekam schoooon wieeeder einen Preis für “The Good Wife”, doppel-schnarch. Julia Louis-Dreyfus (ha! ohne nachschauen!) wurde erneut für “Veep” geehrt und “Breaking Bad” war abermals der Abräumer des Abends. Natürlich, letzteres überrascht nicht, hat sich die Emmy-Jury schon mehrmals in den vergangenen Jahrzehnten als Fan von finalen Serienstaffeln geoutet. So als Abschiedsgeschenk sozusagen. Klar, die letzte “Breaking Bad”-Staffel war nahe an grandios, aber die orgasmus-ähnlichen Hymnen für die Serie gehen mir mittlerweile schon etwas auf die Nerven. Leute (in diesem Fall: Emmy-Leute!), es gibt noch andere ganz tolle Serien da draußen! “Mad Men” zum Beispiel oder “Orange is the new Black” – grenzüberschreitende und mutige Serien, die gestern Abend unverständlicherweise komplett leer ausgingen, trotz zigfacher Nominierungen. Nicht mal “Game of Thrones” (19 mal nominiert!) und “House of Cards”, international als aktuell eine der besten TV-Serien gefeiert, wurden mit einem einzigen Preis geadelt. Sogar Über-Newcomer “True Detective” wurde nur mit Nebenkategorien-Preisen abgespeist. Fast könnte man meinen, die Emmys wären nix anderes als eine Freunderlwirtschaft, die Jahr für Jahr dieselben Personen auf der Bühne stehen sehen wollen. Das trübt die Freude beim Zusehen dann doch, weil man’s eigentlich eh schon vorher genau weiß, wer gewinnen wird.
Auch im innovativen Sitcom-Genre gibt’s nix neues, “Modern Family” wurde zum gefühlt hundertsten Mal als beste Sitcom prämiert. Nicht falsch verstehen: Ich bin ein Fan der Serie. Aber es wird Zeit, dass auch andere mal dran sind und für ihr kreatives Schaffen genauso gelobt werden. “Orange is the new Black” hätte sich den Preis absolut verdient – wenn auch eher im Drama-Segment als im Comedy-Genre, indem die Frauenknast-Serie aber nominiert wurde. Beau Willimon, Schöpfer von “House of Cards”, nahm’s übrigens gelassen, dass die Emmys auch heuer unter dem Motto “Same Old Same Old” zu stehen schienen: “Fernsehen ist so gut wie nie zuvor. Schaut euch um, jeder hat hier heute einen Preis verdient!” Verdammt recht hat er. Und genau deshalb sollte die Fackel jetzt mal weitergegeben werden.
Wenigstens wurden die Leistungen von Jessica Lange und Kathy Bates in “American Horror Story: Coven” gewürdigt. Das entschädigt mich zwar nur ein bisschen, aber man nimmt halt, was man kriegen kann.
Mit einem Skandal konnte die 66. Emmy-Verleihung dann auch noch aufweisen: “Modern Family”-Sexbombe (und aktuell bestverdienendste TV-Darstellerin) Sofia Vergara wurde auf einem routierenden Plateau dem Publikum präsentiert, während Television Academy CEO Bruce Rosenblum irgendwas Fades über TV-Serien daherplapperte. Langsam präsentierte sie ihren mit Latina-Rundungen beschenktem Körper, während Rosenblum das Publikum erinnerte: “What truly matters is that we never forget that our success is based on always giving the viewer something compelling to watch.” Haha. Da sollte ein Witz sein, Leute! Nur leider ging der ziemlich nach hinten los, weil die Message schlicht eine falsche war: Auch im Jahr 2014 werden Frauen immer noch auf ihr Äußeres reduziert, werden als Sexbomben ohne Intellekt abgestempelt. Und das TV greift nach wie vor auf solche billigen Methoden zurück. Der shit storm war groß, Emmy-Twitterer waren außer sich, viele Zuschauer schalteten während dieser peinlichen Minuten weg. Emmy, das kannst du besser!
Dass die Emmys nicht mehr die selbe Strahlekraft wie noch vor einigen Jahren haben, zeigt, dass die Verleihung verschoben werden musste, weil am eigentlich geplanten Termin die VMAs ausgestrahlt wurden. Und dieser Konkurrenz wollte man sich dann doch nicht stellen. Interessant ist aber der Vergleich der beiden Preisverleihungen: Während ich mir bei den Video Music Awards die alten Musikgrößen zurück wünschte, sehne ich mir bei den Emmys stattdessen nach Mut zu Neuem. Der dürfe allerdings noch auf sich warten lassen.