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Published on Juli 3rd, 2016 | by Manuel Simbürger

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TV-Hotties gegen Homophobie

Man kann auf viele Arten gegen Homophobie ankämpfen: Man kann feurige Reden halten, ganz a la Conchita Wurst. Man kann Gay Prides besuchen und dort inmitten halbnackter Männer beweisen, dass man keine Berührungsängste hat (wie es beispielsweise Hollywood-Hottie Channing Tatum tat). Man kann Songs schreiben, in denen es um eine bessere Welt geht, wie ganz aktuell Christina Aguilera. Oder man kann natürlich auch eine Unmenge an Geld an LGBTQ-Charity-Projekte spenden, was in Hollywood Gott sei Dank nie ganz aus der Mode kommt.

Man kann aber auch aufs Ganze gehen und durch eigene Taten und gezielt gesetzten Aktionen zeigen, dass Homo- und Heterosexualität nichts mehr sind als von der Gesellschaft gezogene Grenzen, um Kategorisierungen und somit Zwänge und Verbote zu erschaffen. Mann kann zeigen, dass man auch als heterosexueller Mann kein Problem damit hat, sich intim mit einem anderen Mann zu zeigen, ohne sich zwanghaft Gedanken darüber machen zu müssen, nun “als schwul zu gelten”, was ja natürlich das Schlimmste wäre. Man kann zeigen, dass man mit Zärtlichkeiten und Sexualität offen umgehen kann, sobald man sich der eigenen Sexualität, oder eher: der eigenen Seele, so sicher ist, dass man gesellschaftliche Kategorisierungen hinter sich lassen kann. Und man kann zeigen, dass man nach wie vor derselbe Mensch ist, wenn man als Hetero-Mann einen anderen Mann küsst. Dass sich am Charakter, am Wesen des Menschen nichts ändert, nur weil man jemanden die Zunge in den Hals steckt, der nicht das Geschlecht hat, das von der Gesellschaft erwartet wird. Man zeigt somit also, dass es in der Liebe um den Menschen, nicht um das Geschlecht geht.

Und wie kann man all das besser (und medienwirksamer) ausdrücken, als wenn sich zwei prominente Hetero-Männer im Rahmen eines Magazin-Editorials nicht nur homoerotisch ablichten, sondern auch noch das Cover in sehr erotischer Pose gemeinsam zieren?!

Eben.

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Ganz nach dem Vorbild der GQ-2013er-Aktion “Gentlemen against Homophobia” zogen die niederländischen TV-Moderatoren Jan Versteegh and Tim Hofman für das niederländische Gay-Magazin L’Homo magazine blank – und zwar gemeinsam und mit vollem Körpereinsatz! Da wird geküsst, gestreichelt, begrapscht, geflirtet und sich so heiße Blicke zugeworfen, dass man sich als Leser selbst dabei ertappt, sich ernsthaft zu fragen, ob die beiden denn nun tatsächlich hetero sind (und spätestens dann wird einem klar, dass man auch selbst nur ein Kind der Gesellschaft ist). “Wir wollen mit dieser Aktion Männlichkeit neu definieren und die Diskussion über Homophobie erneut anregen”, nennen Versteeg und Hofman die Beweggründe des heißen Photoshoots. Ihnen gehe es nicht darum, ihre nackten Hintern zu zeigen (“That’s nice but secondary!”), sondern vielmehr wollen sie aufzeigen, dass es in dieser Fotostrecke einfach um zwei Männer geht – egal, ob homo- oder heterosexuell. Und dass man eben nicht auf den ersten Blick zwischen schwul und hetero unterscheiden kann. Weil es eben am Ende des Tages ja doch nur um den Menschen geht.

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Ich sage: Aktion auf ganzer Linie gelungen! Wie sehr die beiden Moderatoren hinter dieser Aktion stehen und wie locker sie untereinander, mit sich selbst, ihrem Körper und ihrer Sexualität umgehen, zeigt auch das Backstage-Video, das gleichzeitig mit der Ausgabe des Magazins veröffentlicht wurde. Gay bait könnte man an dieser Stelle auch schreien. Man könnte aber auch sagen: Mut zum Einreißen gesellschaftlicher Barrieren. Und gegen halbnackte Männer, die öffentlich miteinander Spaß haben, hab zumindest ich ja sowieso nie was einzuwenden.

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Fotos: L’Homo magazine, Screenshots/YouTube

 

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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