TV Download

Published on Januar 9th, 2015 | by Manuel Simbürger

0

Was wurde aus … Kirk Cameron?!

Vor Justin Bieber, vor Robert Pattinson, vor Taylor Lautner, ja sogar noch ein bisserle vor Leonardo DiCaprio, da gab es Kirk Cameron. Der Teenie zierte als Posterboy in den 1990er – Jahren zahllose Kinderzimmer, lächelte in Form von Starsticker (ja, die gab’s damals zuhauf!) von etlichen Schulmappen, Büchern, Federpenalen und sonstigen schulischen Accessoires. Kirk Cameron war nicht nur der Traum eines jeden pubertierenden Mädchens (und so manchem pubertierenden Jungen), sondern auch der Traum aller Schwiegermütter.

Kirk_Cameron_c_Alan Light - kirkcameron-2

(c) Alan Light – kirkcameron-2

Und wieso auch nicht? Schließlich war er der Star der damaligen Hit-Sitcom “Unser lautes Heim” (OT: “Growing Pains”), in der er den etwas aufmüpfigen, aber im Grunde doch warmherzigen Sohn Mike Seaver spielte. Auf ganze sieben Staffeln brachte es die chaotische Familie rund um Vater Alan Thicke, der zuhause auf die Kinder aufpasste, während seine Frau (Joanna Kerns) Karriere machte. Ja, so fortschrittlich war man damals schon und weil sich die Serie auch so manchen “frechen” Witz erlaubte, wurde sie innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling – und befand sich in bester Gesellschaft, schließlich waren die Eighties und Nineties jene Zeit, in der Familien-Sitcoms Hochkultur hatten, man denke nur an “Alle unter einem Dach”, “Die Crosby Show”, “Hör mal, wer da hämmert”, “Roseanne”, “Eine schrecklich nette Familie”, “Eine starke Familie”, “Wunderbare Jahre”, “Full House” und auch “Die Nanny” (puuhh… und da sage mal jemand, es hätte damals keine Auswahl an TV-Unterhaltung gegeben!).

iy8E0

(c) ABC

Cameron (dessen Schwester Candace Cameron zum “Full House”-Cast gehörte) war der Liebling der Serie und wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Nominierungen überhäuft, u.a. gewann er zweimal den People’s Choice Award für “Favourite Young TV Performer” und wurde ebenso zweimal für den Golden Globe nominiert. Von 1995 bis 1997 spielte er gar die Hauptrolle der ihm auf dem Leib geschriebenen Sitcom “Kirk”. Er war also schon talentiert, der Gute, da darf man nix sagen. Dann aber entdeckte Cameron eine Seite an sich, die nicht nur seine gesamte Karriere verändern sollte (sprich: den Bach runter gehen ließ), sondern auch “Unser lautes Heim” schlussendlich zur Absetzung führte.

Denn Cameron, bis zum 17. Lebensjahr bekennender Atheist, hatte plötzlich die Erleuchtung, dass er ein wiedergeborener Christ sei. Diese Glaubensgemeinschaft, der u.a. auch Stephen Baldwin angehört, betont die Bekehrung des Einzelnen und die praktische christliche Lebensweise im Besonderen. Sie geht davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. Nun gut, jedem das seine. Wie es aber halt oftmals so ist mit Religions-Fanatiker, hielt Cameron seine Überzeugungen nicht für sich und drängte sie der gesamten Crew auf. Aber nicht nur das: seinen überaus beträchtlichen Einfluss auf die Serien-Chefs nutzend, bewirkte er, dass sämtliche “anstößige” Inhalte aus den Drehbüchern geschrieben wurden – so weigerte er sich zum Beispiel, eine Szene zu drehen, in der er mit seiner Serien-Flamme im Bett liegen sollte (natürlich züchtig bedeckt, aber hey – das geht halt nun mal so gar nicht!). Cameron ging sogar so weit, Julie McCullough, die in der Serie die Nanny spielte, feuern zu lassen, weil sie, die Schlimme, kurz davor nackt im “Playboy” posierte. “Meine Interessen galten damals 100 % der Religion und nur noch o % der Show”, gibt Cameron viele Jahre später zu und entschuldigt sich auch öffentlich bei seinen damaligen Kollegen für sein Verhalten.

Gewirk hat’s allerdings nicht wirklich etwas, denn Cameron machte sich in den Jahren nach dem Aus von “Unser lautes Heim” immer unbeliebter. Zwar war er weiterhin als Schauspieler tätig (und ist es bis heute), ein Großteil seiner B-Filme verschrieben sich aber dem religiösen Thema und hatten wohl die Aufgabe, das Publikum ebenfalls als Christen wieder zu gebären. Obwohl es 2000 und 2004 noch zu zwei “Growing Pains”-Filmen kommen sollte, hatte sich Cameron von seinen Kollegen entfernt und arbeitete daran, sich neben seinem Beruf als Schauspieler ein neues Leben – oder zumindest ein zweites Standbein – abseits des Hollywood-Glamours aufzubauen. Er trat (und tritt bis heute) in Talkshows auf, um über den Glauben zu referieren, hält Vorträge, moderierte religiöse Dokumentationen und verteilte gar mit Kollegen vor einer Universität eine neue Version von Charles Darwins “Über die Entstehung der Arten”, die eher einer religiösen anstatt einer wirtschaftlichen Weltansicht in die Hände spielt. 2013 beschwerte er sich über Facebook, weil diese den Trailer zu seinem – Überraschung! – religiösen Film “Unstoppable” von der Plattform löschte. Facebook gab klein bei und stellte den Trailer wieder online. Leg dich eben nie mit der Kirche an. Oder mit Kirk Cameron.

Kirk_Cameron_by_Gage_Skidmore

(c) Gage Skidmore

Zum öffentlichen Skandal kam es aber erst, als sich Kirk “Re-Born Christ” Cameron 2012 abschätzig über Homosexualität äußerte und versicherte, sicher NICHT – aber SICHER NICHT! – die Homoehe zu unterstützen. „Marriage is almost as old as dirt, and it was defined in the garden between Adam and Eve. One man, one woman for life till death do you part. So I would never attempt to try to redefine marriage. And I don’t think anyone else should either. So do I support the idea of gay marriage? No, I don’t.” Und weil er grad so in Fahrt war, geht’s gleich fröhlich weiter mit der Hasstirade: “I think that it’s unnatural. I think that it’s detrimental, and ultimately destructive to so many of the foundations of civilization.” Auf die Frage, was er machen würde, würde sich eines seiner Kinder (Cameron ist Vater von vier adoptierten und zwei leiblichen Kindern) als homosexuell outen, antwortete er: “There are all sorts of issues we need to wrestle through in our life. Just because you feel one way doesn’t mean we should act on everything we feel.” Daraufhin gab’s verständlicherweise einen öffentlichen Aufschrei und viele SchauspielerInnen sprachen sich öffentlich und mittels sehr direkter Wortwahl gegen Camerons Aussagen aus – pikanterweise auch seine ehemaligen “Unser lautes Heim”-Kollegen Alan Thicke, Joanna Kerns und Tracey Gold.

Weil man aber nicht nur schlecht von einem Menschen sprechen soll, sei hier auch noch erwähnt, dass Cameron mit seiner Frau, seiner Jugendliebe Chelsea Noble (sie spielte in “Unser lautes Heim” Mikes Freundin) die Stiftungen “Camp Firefly” und “Firefly” gründeten, die Camping-Ausflüge für unheilbar kranke Kinder und deren Familien ermöglichen. Das ist sehr löblich. Und wenn Cameron sich als wiedergeborener Christ wohl fühlt und glücklich ist, dann stehen wir ihm dabei sicher nicht im Wege. “Unser lautes Heim” werden wir uns zukünftig aber mit anderen Augen anschauen – und das eine oder andere Lachen wird uns vielleicht im Halse stecken bleiben.

Tags: , , , , , , , , , ,


About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *


6 − drei =

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>

Back to Top ↑

Lesen Sie den vorherigen Eintrag:
betty white
Betty White: Favourite TV Icon

Gestern wurden in den USA die alljährlichen People's Choice Awards verliehen - jene Awards, die nicht von ober'gscheiten Kritikern oder...

Schließen