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Published on Juli 5th, 2014 | by Manuel Simbürger

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WM 2014: Musikalische Verbrechen

Man kann sich der WM einfach nicht entziehen. Sogar ich hab mich mehrmals dabei ertappt, den Fernseher aufzudrehen, um das eine oder andere Match zu verfolgen. Da interessieren mich zwar die Hintern und die Waden der Spieler mehr als die Spieltaktik, aber was soll’s, so nebenbei bleibt dann sogar bei mir das eine oder andere Fußball-Wissen hängen. Und aktuell schaue ich gerade “Shopping Queen”, und sogar in dieser Frauen-Schwulen-Modekonsum-Tussi-Welt hat sich mit dem Motto “Das perfekte WM-Outfit in Brasilien” (mal bisschen parafrasiert) die Fußball-Thematik eingeschlichen.

Aber ich palaber hier so herum, und will doch eigentlich nur eines sagen: auch die Musikwelt (von Charts will ich hier nicht sprechen) wird von der WM beherrscht. Weil Fußballsongs eben immer gehen. Das kann dann so richtig trashig sein, da wird plötzlich jeder, aber so wirklich jeder, zum “Sänger”, und passt schon, ein Hit ist geboren (mehr oder weniger). Denn der gelungene WM-Song muss vor allem einige wenige Aspekte erfüllen können: Mitgrölen können, auch noch im feuchtfröhlichen Zustand, das Tanzbein will motiviert werden und das Siegergefühl will natürlich auch angestachelt werden (auch dann noch, wenn die eigene Mannschaft so richtig ab-loost).

Das Problem ist dann nur eher, dass die meisten WM/Fußball-Songs so richtig schlecht sind. Grottenschlecht, mag man vielleicht sogar sagen. Trash muss ja nicht immer schlecht sein. Aber in diesem Fall: Ja, ist es.

Sogar die Jungs von Revolverheld, die eigentlich so ziemlich nie daneben liegen, haben 2009 mit ihrem EM-Song “Helden” so richtig und treffsicher ins Abseits geschossen (na eben…das Hintern-Begaffen bei den Spielen hat sich schon ausgezahlt!). Und auch Shakiras Waka-Waka-Liedchen erinnert im Grunde genommen mehr an Kindergeburtstag als an Meisterschaft-Song. Und der aktuelle offizielle WM-Song von Pitbull und Jennifer Lopez? “Ole Ola” trifft’s mehr als “We are One”.

Ich möchte euch hier, weil ich halt kein netter Mensch bin, die musikalischen (deutschen) Verbrechen der aktuellen WM präsentieren. Das Alles pendelt zwischen Grausamkeit, Belustigung, Schockmomenten und Summer Splash-Feeling. Ich habe euch gewarnt.


Der Moment, wenn Pornostars WM-Songs machen. Aische Pervers (ja, die nennt sich anscheinend wirklich so) betont sogar stolz, den Text selbst geschrieben zu haben. Manchmal sollte man sich überlegen, wann man den Mund hält.


Diesen WM-Beitrag als Song zu bezeichnen, bringe ich einfach nicht über mich. Das wäre sogar für alle Unter-Der-Dusche-Sänger eine Beleidigung.


“Was geht ab, Deutschland?” rappt da der doch ganz süße A-Rani, angeblich Rapper, vor sich hin. Bei dem Song: Hoffentlich nicht viel.


Im Vergleich zum vorherigen Clip präsentiert sich Kay One hier ja sowas als ein Goethe aus dem Block. Mein Block. Mein Block. Einer der besseren WM-Beiträge dieses Jahr. Und das sagt einiges.


Wir sagen einfach mal, dass Stefan Raab das nicht ernst gemeint hat. Weil wir den Glauben in ihn als großen Entertainer nicht verlieren wollen.

Würde problemlos beim Musikantenstadl und beim Mitschunkel-Publikum funktionieren.


WM aus meinem Block. Meinem Block. Meinem Block.


Auf diesen Text muss man doch auch mal kommen.


Wenigstens wird hier Fußball-Historie gelehrt …


Nur weil man es “Deutschrock” nennt, wird es auch nicht besser.

Wenigstens hat der Titel Richtigkeit bewiesen. Ist ja auch schon was.

http://www.myvideo.at/watch/9550157
Weil ich mit diesem Song aufgewachsen bin, bin ich grad ganz böse. Aber von DSDS-Abgängern kann man halt auch nicht sehr viel erwarten.


Gepaart mit einer bemerkenswerten Promi-Dichte im Video (Franz Beckenbauer, Max Herre, Uschi Glas (!!), Joko Winterscheidt, Cro etc.) hat dieser Song, der sowas wie ins Ohr geht, tatsächlich Hit-Potenzial. Eine Ausnahme in dieser Liste.

Das Ergebnis, wenn Schlager Sex mit Fußball hat. Auf Schutz hat man hier in vielerlei Hinsicht vergessen.


Im Dschungel hab ich mit Melanie sympathisiert. Das hat sie jetzt verspielt, quasi. Ein Anschlag auf den guten Geschmack. Wenigstens immer mit einem Lächeln.


Seniorenheime wollen halt auch mitmischen.


Nein, ich will nicht. Ich will einfach nicht.


Wäre in den 90ern bestimmt auf VIVA gelaufen.


“Deutschland sind wir”. Wir haben’s kapiert.


Hier hat sich wohl jemand an an digitalen Medien probiert. Das erste Mal.


Ich bin so geschockt nach stundenlangem WM-Songs-Anhören, dass mir einfach nichts mehr Witziges einfallen möchte. Der Spaß ist mir vergangen.

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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