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Published on Dezember 23rd, 2013 | by Manuel Simbürger

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Chillen mit TV-Serien

Serienjunkies im Labor. Eine aktuelle Studie bestätigt: TV-Serien haben auf ihre ZuseherInnen eine entspannende Wirkung.

Noch vor gar nicht so langer Zeit, einige Monate ist’s her, da sprach ich mit einer engen Freundin, was wir tun, wenn uns alles zu viel wird. Wenn wir Ruhe brauchen. Wie wir entspannen. Schaumbad? Irgendwie nicht so. Wandern in der Natur? Ja eh, aber ja…. Schlafen? Okay, das geht auch. Auf der Coach einfach so herumliegen? Viel zu öde (und auf andere Gedanken bringt einem das auch nicht wirklich). Ich also, besserwisserisch altklug wie ich bin, sagte ganz offen und ehrlich: Ich schau TV-Serien. Das entspannt mich wie nichts anderes. Meine Freundin war das etwas suspekt: Nein, das ist nicht entspannen. Das gehe nicht.

TV-Serien enstpannen und machen süchtig

Geht doch, wie eine US-amerikanische Studie, in Auftrag gegeben von Vodafone und dem Sender FOX, nun beweist: TV-Serien entspannen, weil die Gedanken sich auf Geschichten konzentrieren, die uns im wahren Leben so nicht passieren, und man für kurze Zeit dem Alltag entrinnen kann. Aber nicht nur das: TV-Serien machen abhängig (duh!!!), und bleibt die wöchentliche Dosis aus, reagieren wir tatsächlich mit leichten Entzugserscheinungen. Die persönlichen Lieblingsserie wirkt ähnlich wie Adrenalin: wir reagieren auf sie mit schnellerer Atmung, Herzklopfen und auch Schweißausbrüchen. Serien, mit denen wir nix anfangen können, lassen uns auch körperlich (und seelisch) kalt. Welche Faktoren sind wichtig, dass wir an der Seriennadel hängen? Laut Studie vor allem Figuren mit Ecken und Kanten, die wir sympathisch und unsympathisch gleichermaßen empfinden, die Helden und Abschaum zugleich sind. Oder einfach nur vollkommen schräg daherkommen. Man denke an Walter White aus “Breaking Bad”, Don Draper aus “Mad Men”, Barney Stinson aus “HIMYM”, Sheldon Cooper aus “TBBT” oder auch Daryl aus “Walking Dead” (irgendwie hab ich grad nur Männer aufgezählt, sorry!).

Die 74 StudienteilnehmerInnen waren beiderlei Geschlechts und im Alter von 18 bis 47 Jahren. Sie wurden beim Serien-Gucken genauestens beobachtet, inklusive Messungen von Hormonspiegel, Herzschlag und Gehirnaktivitäten.

Kathartisches Flüchten in fremde und doch ähnliche Welten

Ich kann die Studie absolut bestätigen. Weil ich tatsächlich nur bei TV-Serien absolut abschalten, also entspannen kann (auch Filme stinken hier im Vergleich ab!). Hier kann man in Welten abtauchen, die sich einem seit Wochen, Monaten oder Jahren bereits immer mehr öffnen und ihre unbarmherzige Sogwirkung entfalten. Welten, die gleichzeitig fremd und doch so ähnlich der eigenen sind, und die alle eins gemeinsam haben: sie wirken auf den Zuseher kathartisch. In der TV-Welt darf man sich freuen, fürchten, sich ärgern, sich rächen, Abenteuer erleben – ohne jemals Angst vor den Konsequenzen haben zu müssen. Man geht mit den Figuren eine Verbindung ein, die nicht nur als verlängerter Arm für Abenteuer dienen, sondern auch als Spiegel von einem selbst fungieren. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass Figuren mit Ecken und Kanten bei den Zusehern um einiges besser ankommen als der Held in strahlender Rüstung: Weil wir TV immer noch als “erhabene Welt” ansehen, und da ist es mehr als tröstlich, hier Charaktere zu beobachten, die ebenso ihre schlechten und/oder verrückten Seiten haben wie man selbst. Ein immer perfekter “John Boy”-Typ würde uns nur ständig an unsere eigene Unvollkommenheit erinnern. Und das wollen wir nun mal so gar nicht. Zudem ist Identifikation der ausschlaggebende Aspekt, um eine emotionale Bindung zu einer Serie einzugehen. Und diese ist wiederum der wichtigste Grund, ob wir eine Serie mögen oder nicht. (Und der Grund, wieso ich so gar nix mit Crime-Drama-Serien anfangen kann).

Wellness-Tipps

Und weil wir schon so schön von Entspannung reden, gibt’s auch ein paar persönliche Wellness-Tipps.

Buffy the Vampire SlayerNie war metaphorischer Horror besser als hier.

AngelMag man “Buffy”, kommt man auch an “Angel” nicht vorbei. Dramaturgische Grenzüberschreitungen auf höchstem Grusel-Niveau.

Charmed: Weil man manchmal einfach nur viel Herz, ein bisserl Action und ganz viel schöne Menschen braucht.

Mad Men: Stilprägendes Sittengemälde der 1960er Jahre. Langsame Erzählweise, aber zieht in seinen Bann.

House of Cards: Polit-Thrillerserie, die die vierte Wand durchbricht und mit 1A-Drehbüchern überzeugt.

How I Met Your Mother: Die originellste Sitcom der vergangenen Jahre.

The Nanny: Muss man nicht näher erklären. Auch beim x-ten Anschauen noch zum Ablachen.

Friends: Die Mutter der Soap-Sitcoms.

Entourage: Absolut genialer Backstage-Einblick Hollywoods. Mit einem Jeremy Piven, den man erlebt haben muss.

American Horror Story: Perfekter Mix aus Psycho- und Splatter-Grusel. Erfindet sich von Staffel zu Staffel neu.

The X-Files: Das ist mal eine Welt, die einem wirklich in seinen Bann zieht.

Nip/Tuck: Herrlich over-the-top, herrlich sexy.

Cybill: Mutige Sitcom im Stil der “Golden Girls”. Mit einer großartigen Christine Baranski.

Grey’s Anatomy: Guilty Pleasure mit großen schauspielerischen Leistungen.

Gossip Girl: Guilty Pleasure Nummer 2.

The OC: Guilty Pleasure Nummer 3.

Breaking Bad: Faszinierendste Charakterentwicklung der TV-Geschichte.

The Following: Süchtig-machende Crime-Serie, die mit dem 08/15-Schema dieses Genre bricht.

Nurse Jackie: Endlich auch eine weibliche Serienfigur mit richtig viel Ecken und Kanten. Und eine Krankenhaus-Serie, die so ganz anders ist als alles, was wir bisher kannten.

Prison Break: Zumindest die erste Staffel ist Adrenalin pur.

Lost: Dito. Hier geht man wirklich auf Abenteuer-Reise.

The Bates Motel: Anspruchsvolles “Psycho”-Prequel, das dem Mutterfilm um nichts nachsteht.

True Blood: Sex, Horror und Crazyness at it’s best.

Supernatural: Mystery-Universum, das dem von “The X-Files” um nichts nachsteht. Mit einem absolut sexy Jensen Ackles.

Glee: Bahnbrechende Musical-Serie, die’s faustdick hinter den Ohren haben kann.

United States of Tara: Anspruchsvolles Schizophrenie-Drama mit Qualitätsmimin Toni Collette.

The Comeback: Ärgerlich unterschätzte Mockumentary-Sitcom von und mit Lisa Kudrow.

Modern Family: Neben “HIMYM” die erfrischendste Sitcom der letzten Jahre. Da lacht man tatsächlich.

Beverly Hills, 90210: Wegbereiter für viele, viele Guilty Pleasures.

Cougar Town: Harmlose Sitcom, die gute Laune macht.

Sex and the City: Ohne weitere Erklärung.

Hung: Serien, die Männer zum Sexobjekt machen, sind selten. “Hung” weiß, wie’s geht.

Arrested Development: Weil richtig skurrile Familien einfach witzig sind.

Ally McBeal: Nie war der Mix aus Comedy, Drama und Musical so perfekt wie hier. Eine Serie, die sich jeder Kategorisierung entzieht.

The Hostages: Hoher Suchtfaktor mit brillanten Hauptdarstellern.

Once upon a time: Ist besser, als man glauben mag. Wirklich. Gehört zu den Serien mit den besten Twists.

Hannibal: Im Fahrwasser von “The Bates Motel”. Funktioniert bestens.

Web Therapy: Unkonventionelle Webcam-Sitcom, wiedermal von und mit Lisa Kudrow. Mit Gastars wie Allan Cummings oder Meryl Streep. Die Original-Webserie ist aber besser.

Nashville: Ein Muss für alle Country-Fans.

The Sopranos: Storytelling und Charakterstudie auf ganz hohem Niveau.

The Vampire Diaries: Nein, kein “Twilight”-Abklatsch. Sondern mit überraschend viel Mut zu narrativen Grenzüberschreitungen.

Revenge: Unverzichtbar für alle, die auf Verschwörungen, Rache und campy Drama stehen.

Auch das American Film Institute hat die 10 besten Serien des Jahres 2013 gewählt.

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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