Fashion FH-Web

Published on Oktober 10th, 2013 | by Manuel Simbürger

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Fashion Hero: Gelungener Mix aus Castingshow und Teleshopping

Das TV wird modisch. Quasi. Oder ist auf den Modegeschmack gekommen. Seit vielen Monaten gehört die VOX-Nachmittags-Shoppingorgie „Shopping Queen“ zu den beliebtesten Sendungen in diesem Zeitabschnitt. Gleicher Sender hatte anlässlich der Berliner Fashion Week gleich sein ganzes Programm einem Mode-Styling unterzogen. In naher Zukunft soll zudem das (leider gar nicht gelungene) Fashion-Dating-Format „Date my Style“ weitergeführt werden.

Nun springt auch ProSieben auf den modischen Zug auf. Und beweist, dass er in Sachen „innovative Castingshows“ mehr drauf hat als „The Voice“ plus Kids-Ableger: Am 9.10. um 20Uhr15 ging „Fashion Hero“ on air. Die Begeisterung war schon vorher groß: Modeblogger glaubten, Weihnachten, Geburtstag, Ostern, Schokolade und Sex gleichzeitig zu erleben. Denn „Fashion Hero“ gibt der/dem Fashionista (gibt’s hier auch ein männliches Wort? Fashionister? Fashionisto?) alles, was dessen Herz begehrt: Ein Einblick in die Modewelt. Viele schöne, kreative Klamotten. Etwas verrückte (oder, wie Kretsche sagen würde: angeknipste) Mode-Typen, Models, strenge Fashion-Kritiker und natürlich schöne Menschen.

Talentierte Modedesigner statt zickige Topmodels

Bei „Fashion Hero“ werden keine Topmodels und keine shoppingsüchtigen Hausfrauen gesucht, sondern der Next Top Modedesigner. Im Detail schaut das so aus: Jede Woche bekommen die Talente – nämlich Designer, die entweder bereits eine eigene Modelinie oder für große Modehäuser gearbeitet haben, trotzdem aber keinen Promi-Status genießen; „The Voice lässt grüßen! – eine neue Aufgabe. Bei diesen kreativ-stylischen Aufgaben stehen ihnen Mentoren (allen voran Topmodel-Superstar Claudia Schiffer!) zur Seite – „The Voice“ lässt wieder grüßen. Ihre Entwürfe präsentieren die Kandidaten in einer Modenschau vor drei Einkäufern – und zwar waschechten und noch dazu großen Kalibern , nämlich die Chefeinkäufer von Karstadt, s.oliver und asos. Die Einkäufer beurteilen die Qualität und Tragbarkeit der Designs und geben im besten Fall ein Angebot ab – auch dieses Angebot ist echt, denn die Einkäufer wollen die präsentierten Teile bei Gefallen tatsächlich in ihrem Shop vertreiben. Bei mehreren Interessenten gibt es einen Bieterwettstreit (once more with feeling: Hallo, „The Voice!“) das höchste Gebot bekommt den Zuschlag. Die Kandidaten, die mindestens ein Angebot bekommen, sind in der nächsten Runde. Alle anderen können sich durch im „Fashion Showdown“ durch das Bewältigen einer Design-Aufgabe ins nächste Level erkämpfen. Dieses Ticket wird von der Mentoren-Jury vergeben: Claudia Schiffer,  Markenkommunikationscoach Uta Huesch sowie Stylist und Fashion Consultant Sascha Lilic, der bereits mit Kalibern wie Ellen von Unwerth zusammengearbeitet hat. Der Gewinner der Staffel  gewinnt eine eigene Mode-Kollektion in allen drei Modehäusern im Wert von 1,5 Millionen Euro.

Style, Spannung und Kreativität

Auch wenn’s nicht en vogue  ist, über neue Castingshows Begeisterungshymnen zu verfassen, aber dennoch: Hier ist ProSieben ein wirklich großer Wurf gelungen. Natürlich erinnert vieles an „The Voice“ und noch viel mehr an das US-amerikanische Pendant „Project Runway“, in dem Heidi Klum ebenfalls (bereits seit 9 Jahren!) höchst erfolgreich Nachwuchs-Designer via TV sucht. Trotz all dieser offensichtlichen Ähnlichkeiten (mit „Germany’s Next Topmodel“ hat die Sendung allerdings herzlich wenig gemein, obwohl die beiden Shows in den Medien ständig verglichen werden) weiß „Fashion Hero“ auf ganzer Linie zu überzeugen: Die Präsentation ist ein guter Mix aus Style, Spannung und Kreativität, die Einkäufer der Fashionkonzerne scheinen fürs TV geboren zu sein und Claudia Schiffer ist sowieso Stil in Person und verleiht der Show einen internationalen Fashion-Glanz. Nicht mal Schlaftablette Steven Gätjen, der als Moderator durch die Show führt“, nervt wie sonst immer.

Nur die Designer-Elite

Die Kandidaten werden nicht runtergemacht – und zeigen in der Show vor allem, was sie können.  Keine tragische Background-Story, kein dramatisches Inszenieren der eigenen Person. Hier beweisen sich große Talente – Kritik findet hier auf sehr hohem Niveau statt! Auch durch die Angebote der Einkäufer schafft „Fashion Hero“ es ganz gut, einen Einblick in die „echte“ Modewelt zu geben. Alle Kandidaten leben und atmen Mode tatsächlich und bewegen sich erfrischend locker und unbeschwert vor den Kameras.  Während „Promi Big Brother“ seinen Slogan „Wir nehmen nicht jeden“ sehr eigen interpretiert hat, achtete man bei „Fashion Hero“ tatsächlich auf überzeugende und inspirierende Kandidaten. Auf der ProSieben-Homepage ist zu lesen: „Die 21 Designer gehören zu den talentiertesten und hoffnungsvollsten Designern Deutschlands. Bei ‚Fashion Hero‘ haben sie die große Chance ihre Mode im großen Stil zu platzieren und viel Geld zu verdienen. Die Designer haben sich nicht beworben, ‚Fashion Hero‘ hat sie gefunden und nur die Elite Deutschlands zu diesem Format eingeladen.“ Einer dieser Wunderwuzzis ist Marcel Ostertag, der Fashion-Insidern schon länger ein Begriff ist.

Eben im TV, jetzt schon im Laden

Das für mich Faszinierendste an dieser Show ist aber der interaktive Aspekt – sort of. Man kann zwar (Gott sei Dank!) die Kandidaten per Voting nicht rauswählen, auch kann man ihnen keine dämlichen Aufgaben aufzwingen. Nein, das Ganze hat tatsächlich Niveau, von dem wir noch dazu alle etwas haben: Nämlich sofort nach der Ausstrahlung der Folge sind die von den Einkäufern erworbenen Designerstücke im jeweiligen Online-Shop (Karstadt, s.oliver, asos) erhältlich. Zwar nur in limitierter Auflage, aber immerhin! Da ist natürlich ein wirtschaftlich kluger Schachzug, der die modebegeisterten Zuschauer aber tatsächlich vor den Bildschirm holt und in einer bisher noch nie dagewesenen Weise die Grenzen zwischen TV und Netz sowie TV und Realität verschwimmen lässt. „Fashion Hero“ ist also Castingshow und Verkaufsfernsehen zugleich. Das ist cooler, als es sich anhört.

(Zudem lassen sich via Homepage der Show viele der Teile, die die Designer im Rahmen des „Fashion Showdowns“ zaubern, leicht und verständlich nachmachen. Yay!!)

Fazit

Mittwoch ist ab nun Fashion Hero-Night.

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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