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Published on Februar 23rd, 2014 | by Manuel Simbürger

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„Es geht mir um Menschenrechte!“

Conchita Wurst im „New Shit“-Interview über den ESC 2014, Erfolgsdruck, Diven und die internationale Presse.

Vor ein paar Tagen habe ich Conchita Wurst in Wien zum Interview getroffen – für das deutsche Magazin „Du&Ich“. Und wir haben lange gesprochen. Sehr lange. Über sehr viel. Viel gelacht. Viel nachgedacht. Viel…ähm…naja…gequatscht halt.

Weil man in einem Magazin aber nur eine begrenzte Zeichenanzahl zur Verfügung hat, hab ich mich beschlossen, die Fragen, die in der Zeitschrift nicht Platz gefunden haben, hier zu veröffentlichen – weil es ja fast eine Schande wäre, die schlagfertigen Antworten von Frau Wurst der Öffentlichkeit vorzuenthalten. Den Rest vom Interview findet Ihr in der April/Mai-Ausgabe von „Du&Ich“ (im gut situierten Zeitschriftenhandel erhältlich).

Gut gelaunt war sie übrigens, die Conchita, aber eh wie immer, eigentlich. Denn Conchita Wurst ist tatsächlich eine sehr positive Person. Und an alle, die es vielleicht nicht glauben (wollen): Ja, sie ist auch sehr attraktiv. Ich möchte jetzt auch solch einen Bart.

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Wie viel schläfst du zurzeit?
Nicht viel. Ich schlafe sehr schlecht. Keine Ahnung, wieso. Das kommt mir aber zugute, denn dann mache ich nachts so lustige Dinge wie Konzeptionierung des Kleides! (lacht)

Was ist in den letzten Wochen alles passiert?
Conchita Wurst:
Sehr viel! (lacht) Ich bin viel gereist, war u.a. in Talin, Gent, Dubln. Es wurde viel konzeptioniert und sehr viel gearbeitet. Viele Ideen wurden wieder verworfen. Wir haben die Zeit genutzt und sind, glaube ich, zu einem sehr guten Ergebnis gekommen. Es steht schon sehr viel fest, aber es steht noch nicht alles fest. Ansonsten natürlich habe ich viele Interviews gegeben und gesungen – was ich sowieso immer mache! (lacht)

Der Song Contest bestimmt also zurzeit dein Leben?
Absolut. Dieser Event ist ja auch absolut ein Phänomen. Die riesengroße und weltweite Fanbase ist wie eine große Familie. Besonders überrascht mich, wie schnell sich irgendwelche Belanglosigkeiten, die ich twittere, verbreiten. Mich wundert es schon, dass dies so viele Leute interessiert! (lacht) Das macht sehr viel Spaß.

Was denn für Dinge zum Beispiel?
Vorgestern habe ich getwittert, dass mein Kleid für die Show bereits fertig ist. Und kurze Zeit später wussten das schon sehr, sehr viele Leute! (lacht)

Wirst du eigentlich den Opernball besuchen?
Nein. Ich war vor zwei Jahren Gast und das war’s dann auch. Es war interessant und wenn man die Möglichkeit hat, sollte man sich dieses Spektakel auch ansehen. Aber für mich ist einmal genug.

Wie wirst du bisher von der internationalen Presse aufgenommen?
Sehr gut, absolut. Das freut mich natürlich. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich für mich nicht „nur“ das eingeschweißte ESC-Team, bestehend aus Fans und Journalisten, interessiert, sondern das Interesse auch darüber hinausgeht. Auch sehr große ausländische Zeitungen haben über mich berichtet, zum Teil sind Journalisten aus dem Ausland einen stundenlangen Flug auf sich genommen, nur um mich persönlich interviewen zu können. Das ist ein schönes Gefühl.

Bekommst du mehr Aufmerksamkeit als die anderen ESC 2014-Teilnehmer, die bisher feststehen?
Schwer zu sagen. Ich war einer der ersten Kandidaten, die bekannt gegeben wurden, und natürlich kann man dann länger Promo für sich machen. Ob dies Vor- oder Nachteil ist, kann ich jetzt noch nicht sagen, denn das so genannte „Favoritensterben“ ist mir durchaus bekannt. (lächelt) Ich wurde ja schön öfter als Favoritin gehandelt, am Ende hat’s dann ganz knapp nie geklappt. Dafür war ich aber die Königin der Herzen! (lacht) Was den ESC angeht: Natürlich sorgt der Bart für Aufmerksamkeit, darüber müssen wir nicht diskutieren. Ich denke aber auch, dass gerade in unserer Zeit, die von politischen und gesellschaftlichen Unruhen geprägt ist, meine Message sehr wichtig ist. Und eben sehr aktuell ist. Zurzeit passieren so viele schlimme Dinge auf der Welt, das ist sehr erschreckend.

Versuchst du also, die Politik in den ESC zu bringen?
Naja, es geht mir um Menschenrechte, das möchte ich nicht einzig auf Politik reduzieren. Zudem versucht der Song Contest ja, sich so gut als möglich aus politischen Debatten herauszuhalten. Das verstehe ich auch, denn am Ende des Tages ist der Song Contest immer noch ein Musikevent, der Spaß machen soll. Wenn jemand auf der Bühne nackt gegen Pelz demonstriert, ist das sicher nicht im Sinne der Veranstaltung.

Der Spaß steht also auch bei dir absolut im Vordergrund.
Absolut. Bei aller Ernsthaftigkeit der Message, die ich transportiere, möchte ich den Spaß nicht vergessen. Es ist eine einmalige Chance, vor Milliarden von Menschen seinen Song zu performen. Das möchte ich natürlich auch genießen.

Wie heißt deine Message, die du beim ESC vermitteln möchtest?
Ich stehe für Toleranz und Akzeptanz. Deswegen auch der Bart – er soll zum Nachdenken anregen. Ich wünsche mir, dass Menschen, die mich auf der Straße sehen, am abendlichen Familientisch sich an mich erinnern und das Thema „Anders-Sein“ diskutieren. Das ist für mich schon ein kleiner Sieg. Schon mein Nachname sagt: „Es ist wurst, wie du aussiehst und woher du kommst – nur der Mensch zählt.“ Diese Botschaft sendet Österreich beim ESC mithilfe meines Auftritts an ganz Europa. Egal, mit welcher Art von Song ich antreten werde, ich fordere die Zuseher auf, ihre Scheuklappen abzulegen und ihren Blickwinkel zu erweitern.

Verspürst du besonders viel Druck?
Ich habe gelernt: Erwartungshaltungen sind etwas ganz Schlechtes. Weil man zu 90 Prozent enttäuscht wird. Einerseits ehrt es mich, dass mir so viel Vertrauen entgegen gebracht wird, andererseits muss ich auch auf die Bremse steigen und  sagen: Warten wir ab, die Show ist noch nicht gelaufen! Ich versuche, den Druck nicht an mich ran zu lassen.

Ein Album von dir ist doch auch in Planung, oder?
Wir arbeiten gerade dran. Natürlich stand der Song für den ESC erst Mal im Vordergrund. Manche Dinge haben länger gedauert, als wir geplant haben, und da muss man Prioritäten setzen. Viele Ideen, die wir für den Song Contest nun doch nicht verwenden werden, werden am Album wieder aufgegriffen. Die Songs, die wir nicht gewählt haben, sind ja deshalb keine schlechten Songs. Ich kann mittlerweile also locker ein Album füllen! (lacht)

Du scheinst Perfektionistin zu sein…
Absolut. Sehr schlimm! (lacht) Meinem Team gehe ich damit auch manchmal auf die Nerven, weil ich irgendwelche Dinge fixiere und zwei Tage später werfe ich alles wieder über den Haufen. Das ist manchmal sicherlich anstrengend. Aber bisher konnte ich meinem Bauchgefühl immer ohne Probleme trauen. Natürlich muss auch ich Kompromisse schließen, wenn manchmal auch augenrollend. Es ist also nicht so, dass ich die Königin heraushängen lasse und alle müssen nach meiner Pfeife tanzen. Ich bin nicht beratungsresistent.

Aber du bist jemand, der gerne Recht hat …
Naja, wer hat nicht gerne Recht? (lacht) Aber Klugscheißerin bin ich keine. Ich weiß einfach, wo meine Kompetenzen liegen und was ich kann. Ich weiß aber auch, was ich nicht kann. Zum Beispiel kann ich keine Songs schreiben – ich hab es probiert, aber ich kann es nicht. Aber wenn es zum Beispiel um meine Bühnenkostüme geht: nett, dass ihr eure Meinung sagt, aber ich habe Mode studiert. Ich weiß, von was ich rede. Ich designe all meine Kostüme selbst. Mein Team wird dann von mir von Mails mit zahlreichen Details bombardiert. Ich will einfach nicht, dass etwas schief läuft.

Wie wird denn dein Kleid aussehen?
Ich dürfte es verraten, aber ich will es nicht! (lacht) Jedenfalls designe ich es selbst und habe ein Team um mich herum, das mich berät und das es am Ende auch schneidert. Ich sitze am Design oft bis drei Uhr morgens und beschäftige mich mit jedem einzelnem Detail. Ich überlasse nichts dem Zufall. Es wird ein sehr aufwendiges Kleid werden.

Du wurdest von der spanischen Presse bisher, abgesehen von einem kurzen Skype-Gespräch, noch nicht interviewt. Glaubst du, wie reagieren die temperamentvollen südländischen Männer auf dich?
Ich glaube, die wollen alle spanisch mit mir sprechen, aber außer fluchen kann ich nichts! (lacht) Das könnte zur Enttäuschung sorgen. Ich werde oft gefragt, ob ich im Ausland mehr akzeptiert werde als in Österreich. Da muss ich ehrlicherweise gestehen: Natürlich werde ich jedes Mal sehr herzlich empfangen. Jedoch bewege ich mich dann ja in Kreisen, die etwas von mir wollen, die mich eingeladen haben. Natürlich sind die nett zu mir. Wäre ich zum Beispiel in ganz anderen Teilen von Spanien unterwegs, weiß ich nicht genau, wie man auf mich reagieren würde.

Viele Künstler, die beim ESC antraten, meinten im Nachhinein, diesen Stress würden sie sich nicht noch einmal antun …
Ich lebe für diesen Stress! Dafür bin ich Künstlerin. Ein voller Terminkalender ist ein guter Terminkalender. Ansonsten bin ich ja eigentlich ziemlich faul und liege nur auf der Coach herum. Aber als Künstlerin gebe ich Vollgas, genieße ich den Trubel und die Aufmerksamkeit um meine Person. In Kopenhagen werde ich wie ein aufgedrehter Duracel-Hase durch die Gegend laufen. Ich freue mich sehr darauf.

Was ärgert dich mehr – der unberechtigte Erfolg eines Konkurrenten oder der eigene unberechtigte Misserfolg?
Ich werde oft gefragt, woher ich meine Kraft nehme, nachdem ich in der Vergangenheit schon so oft knapp den Sieg verfehlt habe. Ich bin überzeugt davon, dass meine Zeit kommt. Vielleicht ist das gar nicht der Song Contest. Wer weiß das schon? Ich vertraue auf mein Schicksal. Ich bin überzeugt davon, dass dein Buch ab dem Tag deiner Geburt geschrieben ist.

Wirst du noch oft auf deinen Bart angesprochen?
Immer weniger. Aber man merkt natürlich, dass Länder, die erst jetzt auf das diesjährige ESC-Spielbrett kommen, mich neugierig beobachten. In Spanien zum Beispiel muss ich ganz von vorn anfangen. Ehrlich gesagt komme ich mir dann selbst blöd vor, weil ich dieselben Storys bereits das zigste Mal erzähle und ich die Leute nicht nerven möchte. Dann muss ich mir in Erinnerung rufen, dass mein spanisches Gegenüber ja noch gar nicht kennt! (lacht)

Wie viele Männer beneiden dich eigentlich um deinen Bart?
Sehr viele. Ich werde ständig drauf angesprochen und um Tipps gefragt, wie man so einen schönen Bart hinbekommt! (lacht) Aber, liebe Männerwelt: Ich helfe ja nach ohne Ende mit der einen oder anderen Lidschattendose. Es steht jedem Mann offen, es mir gleichzutun! Wobei, es gibt ja auch Männer, die ohne Bart besser aussehen. Ich hab aber noch keinen gesehen …

Auf welchen Typ Mann steht Conchita Wurst denn eigentlich?
Bart und Brusthaare sind sehr gut. Er muss aber nicht größer sein als ich. Wenn ich meine High Heels trage, ist das oft auch schwierig.

Mit welchem Spruch kriegt man dich rum?
Je direkter, desto besser. Weil auch ich sehr direkt bin. Man muss mich nur umschwärmen, wenn Liebe im Spiel ist. Bei einem Flirt will ich vor allem hören, wie schön ich bin.

Bekommst du viele unmoralische Angebote?
Man muss differenzieren zwischen Angebote und Dinge, die ich selbst sage! (lacht laut) Ich weiß nicht, ob ich viele Verehrer habe. Beim Ausgehen werde ich natürlich angeflirtet. Gott sei Dank! Wenn ich ohne Flirt nachhause gehe … na dann… ;-)

Bekommst du Komplimente von Damen aufgrund deiner schönen Figur?
Immer wieder, ja. Ich werde oft gefragt, wie ich mich so fit halte. Die Wahrheit: Gute Veranlagung. Ich kann essen, was ich will, und mache keinen Sport. Dann hassen mich die Frauen noch mehr.

Conchita Wurst ist verheiratet, Tom Neuwirth nicht. Wieso ist dein Ehemann nur beruflich mit dir verbandelt?
Weil seine Kunstfigur mit Conchita Wurst sehr gut zusammenpasst, ganz einfach! Das war schon immer so. Jeder hat ja eine zweite Persönlichkeit. Mein Ehemann hat sogar drei. Da wird’s dann manchmal kompliziert …

Fühlt sich Tom Neuwirth manchmal vernachlässigt?
Um Gottes willen, nein! Der hat genug Zeit. Dem geht’s super!

Zurück zum Song beim ESC. Welche Chancen rechnest du dir aus?
Ich weiß es einfach nicht. Natürlich wollen wir alle gewinnen. Aber nichtsdestotrotz hänge ich mich auch nicht auf, wenn es nichts wird. Mein Ziel ist es erst Mal, ins Finale einzuziehen. Ich möchte einfach stolz auf mich sein. Ich bin meine größte Kritikerin. Ich würde mir wünschen, wenn ich nach meinem Auftritt zufrieden mit mir bin.

Glaubst du, dass uns Deutschland dieses Jahr wieder so wohlgesonnen ist wie 2011 bei Nadine Beiler?
Ich weiß nicht, aber ich hoffe es. Ich war schließlich für die in der Wüste! (lacht) Bisher ist das Feedback jedenfalls gut. Ich bekomme viele Anfragen aus Deutschland, aber eher seitens von Talkshows.

Würdest du dich selbst als Diva bezeichnen?
Auch ich benutze diese Bezeichnung für jemanden, der sehr mühsam und zickig ist. Trotzdem verbinde ich mit „Diva“ vor allem ältere, sehr glamouröse Damen, die wahnsinnig erfolgreich sind und sehr, sehr gut aussehen. Und die viel zu viel Haarspray und Make-up tragen. Meine Lieblingsdiven sind Shirley Bassey und Beyonce. Bei mir persönlich finde ich es lustig, wenn man mich als Diva bezeichnet. Viele denken von mir, ich sei wahnsinnig anstrengend. Aber das bin ich wirklich nicht! (lacht)

Was gefällt dir an Beyonce?
Sie ist die Perfektion in Person. Sie war zwar einige Zeit etwas over the top, aber ihre Leistung seit Anfang ihrer Karriere ist permanent auf extrem hohen Niveau. Fast keiner tanzt und singt gleichzeitig so perfekt wie sie. Aber ich mag auch Celine Dion und Mariah Carey sehr gerne. Und Cher, natürlich!

Welche Musik hörst du sonst noch privat?
Sehr unterschiedlich. Was es auch so schwer gemacht hat, den passenden Song für den ESC zu finden. Am liebsten würde ich ja ein 18-minütiges Medley singen! (lacht)

Oder du bestreitest den ESC gleich ganz alleine.
Genau. Dann geht es nur noch darum, welcher Song gewinnt! (lacht laut) Aber zurück zur Musik: Das neue Beyonce-Album höre ich rauf und runter, genauso wie Lana Del Ray. Kid und Katy B, die aber keiner kennt, gefallen mir auch sehr gut.

Die Aufregung, dass du Österreich dieses Jahr beim ESC vertrittst, hat sich mittlerweile sehr gelegt. Wie siehst du diese Diskussion jetzt, Monate danach?
Genauso wie damals: diese Leute können über mich sagen, was sie wollen, es kratzt mich nicht. Wenn aber spezielle Personengruppen oder Lebenseinstellungen angegriffen werden, dann geht es eindeutig zu weit.

Die Anti-Conchita Wurst-Facebookseite wettert ja mittlerweile nicht mehr über dich, sondern aktuell über „Dancing Stars“ …
Ach, es wird doch mittlerweile dort über alles gewettert! Sie ist nun die internationale Seite, um sich über alles aufzuregen, was einen stört. Wahrscheinlich wird dort auch bald über die Mariahilferstraße diskutiert werden. Auf dieser Seite gilt einfach das Motto: „Das Leben ist scheiße!“

Du bist ein sehr positiv eingestellter Mensch.
Absolut – aber das kann manchmal auch nervig sein! Wenn man immer das Gute sieht, stößt das manche Leute auch vor den Kopf. Und ich kann es zum Teil nachvollziehen. Für mich ist es aber einfach der richtige Weg. Ich krieg sicher nicht so schnell einen Herzinfarkt wie die Herrschaften hinter dieser Hass-Facebookseite.

Ärgert es dich aber, dass du immer noch gefragt wirst, ob du nun ein Mann oder eine Frau bist?
Nein, und es hat mich auch nie geärgert. Ich kann nur nicht damit umgehen, wenn ich Frau Wurst bin und dann als „er“ angesprochen werde. Und das bringe ich auch zum Ausdruck.

Für mich bist du eindeutig eine Frau. Eine Frau mit Damenbart fragt man ja auch nicht, „was“ sie ist.
Mein Bart ist, aufgerechnet auf meine Körpergröße, ja nur ein Bruchteil dessen, wer ich bin und was mich ausmacht. Als Conchita gehe ich aufs Damenklo, ich werde mit „sie“ angesprochen, ich reagiere nur auf den Namen Conchita. Wenn ich so aussehe, dann bin ich es auch zu hundert Prozent.

Du nimmst nach unserem Interview an einer Podiumsdiskussion mit dem Titel „Design eines Popkonzepts – Image und Inszenierung“ teil. Ist Conchita Wurst ein Popkonzept?
Es war nicht als Konzept gedacht, denn Conchita Wurst kommt wie selbstverständlich aus mir heraus. Ich habe mit Conchita tatsächlich eine Parallel-Pubertät erlebt. Konzept hin oder her: Es ist als Künstler extrem wichtig, dass man authentisch ist – und ich weiß, es ist sehr lustig, wenn ich das sage! (zieht ihre linke Braue hoch; Conchitas Markenzeichen). Meine Freunde können das bestätigen: Tom ist mindestens genauso authentisch wie Conchita. Die beiden sind halt anders. Man kann das Publikum nicht genügen, und sich selbst auf Dauer auch nicht. Man muss seinen Job lieben, denn nur dann kann man hohe Qualität liefern. Nur das zählt. Nicht der Bart, nicht die schönsten Kleider. Nur Talent.

Trotzdem: Wie viel ist bei dir inszeniert?
Wenn ich etwas inszeniere, dann aus Spaß. Ich spiele zum Beispiel mit Medien sehr gerne, inszeniere eine Home-Story in einer Wohnung, die eigentlich meiner Freundin gehört, oder gebe meinem besten Freund als meinen Lover aus. Da tue ich keinem weh und die Medien haben ihre Story. Nur meine Oma war wegen besagter Home-Story sehr geschockt! (lacht) Ich will aber mit solchen Storys auch was aussagen. Nämlich: Glaubt nicht alles, was ihr lest! Man soll einfach mal anfangen, nachzudenken. Nicht alles unkritisch zu akzeptieren.

Diese Storys werden aber in den wenigsten Fällen als solch ein Aufruf verstanden.
Ja, leider.

Es scheint bei dir also gut zu laufen.
Ja, sowohl beruflich als auch privat. Ich bin sehr glücklich.

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About the Author

Ich bin freiberuflicher Journalist in Österreich (I’m a freelance journalist in Austria) – und wie das bei Journalisten so ist, schreibe ich über alles (naja, fast alles) lieber als über mich selbst. In meinem Fall: Kultur, Pop, Popkultur – und alles, was dazwischen liegt. Weil man Lifestyle, Musik, Film, TV, Gesellschaftskritik, Politik und Gossip nun mal nicht trennen kann. Weil Populärkultur der Spiegel der Gesellschaft ist. Und weil ich als Journalist der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten will. Man könnte auch sagen: Popkultur mit Niveau. Infotainment vom Feinsten.



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